Es sind schon verrückte Zeiten, in denen wir momentan leben. Restaurants sind geschlossen, mittlerweile tragen wir alle einen Mundschutz beim Einkaufen, Kinder gehen seit Wochen nicht in die Schule oder in den Kindergarten. Wir haben selbst einen 4 jährigen zuhause, dem langsam aber sicher die Decke auf den Kopf fällt. Wir begrüßen uns mit Ellebogen-Check, das Homeoffice bestimmt für viele von uns den Arbeitsalltag und für uns Hochzeitsfotografen sind es nicht gerade einfache Zeiten. Die meisten Hochzeiten fallen aktuell aus oder werden verschoben. Hochzeiten, welche in Zeiten der Corona Pandemie stattfinden, sind lediglich unter sehr erschwerten und vor allem reduzierten Bedingungen möglich.
Normalerweise beginnt die Saison für mich als Hochzeitsfotograf im März, spätestens April und ist dann im Mai in vollem Gange. Das ist dieses Jahr anders und für viele meiner Kollegen zum Teil existenzbedrohend. Ich bin glücklicherweise nicht ausschließlich in der Hochzeitsbranche tätig und kann dieses dürftige Jahr somit einigermaßen überbrücken.
Wie schon gesagt, es gibt die ein oder andere Hochzeit, die trotz Corona stattfindet. Und von einer solchen Hochzeit möchte ich heute berichten. Dass diese Veranstaltungen unter merkwürdigen Bedingungen stattfinden, ist wohl klar. Auch, dass die vorher geschmiedeten Pläne leider in den meisten Fällen komplett über den Haufen geschmissen werden müssen.
So geschehen bei Katja und Jens. Anfang des Jahres kamen die beiden auf Empfehlung durch das Bube Dame Herz Netzwerk für ein Gespräch zu mir ins Büro. Bei einem leckeren Schvarz Kaffee haben wir uns ausgetauscht und uns etwas kennengelernt. Die Chemie passte sofort und es war eigentlich sofort klar, dass ich die Hochzeit begleite. Geplant war eine standesamtliche Trauung auf dem Hochzeitsfloß am Unterbacher See, was mich sehr gefreut hat, da ich dort noch nie geshootet habe. Anschließend sollte es mit der ganzen Hochzeitsgesellschaft ins Lido im Malkasten gehen. Auch darauf habe ich mich mega gefreut, da das Paarshooting im angeschlossenen Garten stattgefunden hätte - und dieser ist total verträumt und romantisch, eine perfekte Location für romantische Fotos.
Dann kam auf einmal Mitte März der Corona Virus und Covid-19 dazwischen. Erst wusste man nichts genaues – na gut, dass hat sich ja dann in den kommenden Wochen darauf nicht großartig geändert – dann war eigentlich recht schnell klar: Wie geplant wird die Hochzeit in der Woche vor Ostern in diesem Jahr nicht stattfinden. Was jetzt? Katja und Jens wollten trotzdem heiraten und sich das Ja-Wort geben, auch wenn sich der Tag nun etwas anders gestalten würde.
Der große Vorteil für die beiden und in dem Fall auch für mich war die standesamtliche Trauung am Unterbacher See. Dadurch, dass die Location im Freien liegt, durfte ich als Fotograf teilnehmen und die Trauung fotografieren. Auf der Inselstraße in der Innenstadt wäre ich raus gewesen.
Die Location am Wasser ist schon etwas sehr Besonderes. Ein Steg, auf dem in "normalen" Zeiten ein roter Teppich ausgerollt wird, führt zu einem kleinem Bötchen, auf dem die Trauung stattfindet. Auf der Rasenfläche davor, können sonst Bänke und Tische aufgestellt werden. An diesem Apriltag war das nicht der Fall. Tatsächlich bestand die Hochzeitsgesellschaft auch erst einmal nur aus dem Paar, dem Standesbeamten und mir.
Auf dem Tisch, der auf dem Floß steht und an dem die Trauungen durchgeführt werden, wurde Corona-konform zum Infektionsschutz eine Arylglasscheibe montiert. Auf der einen Seite saß nun der Standesbeamte, auf der anderen Seite das Paar. Drumherum ich, aber natürlich immer mit einem gebührende Abstand. Komische Situation, aber wir haben es alle mit Humor genommen!
Die Trauung an sich war sehr schön und es wurde viel gelacht, es gibt definitiv formellere Standesbeamte. Auch sein Verhalten mir gegenüber war sehr entspannt, auch das darf ja aktuell nicht vorausgesetzt werden. Kurz bevor die Trauung vorbei war, gab es dann auch noch eine kleine Überraschung in Form der Geschwister des Brautpaares, welche es sich nicht haben nehmen lassen, wenigstens auf ein Glas Sekt vorbeizukommen - Umarmungen gab es leider nicht. Die Freude war aber dennoch groß bei Katja und Jens.
Im Anschluss sind wir zu dritt für ein entspanntes Paarshooting nach Himmelgeist zum Schloss Mickeln gefahren. Den Rest des Tages haben die beiden dann gemeinsam und alleine verbracht – verliebt und frisch verheiratet, kann das ja auch sehr schön sein ;)
Alles in allem war es eine schöne Trauung für eine Zeit, in der vieles eben nicht so möglich ist wie wir es sonst gewohnt sind. Dadurch ist es eben auch etwas sehr besonderes geworden und ich bin dankbar, dass ich dabei sein konnte. Ich drücke aber auch allen Paaren, die noch in diesem Jahr heiraten wollen die Daumen, dass es so klappt wie geplant und bald wieder etwas Normalität einkehrt.
Bleibt gesund!
Euer Nico